Akupunkt-Massage nach Penzel am Pferd

Darmstadt, Odenwald / Rhein-Main

 Gleichgewicht und Bewegungsfreude fürs Pferd

Gedanken aus dem Pferdealltag

Hier werde ich in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Dinge aufschreiben, die mir bei der Arbeit mit Pferden begegnen. Die mich nachdenklich machen oder einen "Aha-Effekt" auslösen. Vielleicht ist ja der eine oder andere Denkanstoß dabei. Viel Vergnügen beim Lesen.


Ohne Fundament kein Haus
Eine Bekannte erzählte mir daletzt eine Anekdote: Sie war bei einem Trainingstag für Dressurreiter. Einer der Teilnehmer meinte, sein Pferd hätte Schwierigkeiten in der Galopp-Pirouette, daran würde er gerne arbeiten. Der Trainer schaute sich das Paar einen Moment an – und dann ließ er die beiden den Rest des Tages Schrittarbeit machen. Der Reiter soll ziemlich frustriert gewesen sein. Aber das zeigt, ohne eine solide Basis gibt es keinen reellen Fortschritt. Oder, anders ausgedrückt, ohne Fundament kann man kein Haus bauen. Die Galopp-Pirouette ist sicherlich ein Spezial-Problem, das nicht die breite Mehrheit der Reiter ereilen wird. Aber auch ganz andere Probleme, die Jahre nach dem Einreiten auftreten können, deuten darauf hin, dass am Fundament gespart wurde. Um nur einige zu nennen: Das Pferd bricht auf dem Zirkel aus, es galoppiert nicht an oder kann den Galopp nur wenige Schritte halten, es rennt weg. Es trabt mit hochgerecktem Hals und weggedrücktem Rücken. Aber auch psychische Probleme, wie Schreckhaftigkeit, Sturheit oder Aggression können darauf hindeuten, dass das Pferd keine gute Basis hat.
Und was ist denn nun eine gute Basis? Ich will hier nur die absoluten Basics nennen: Ein taktklarer Schritt gehört dazu, Gleichgewicht unterm Reiter. Es sollte wissen, was die Reiterhilfen bedeuten und sie annehmen, ohne in Stress zu geraten. Und, die Grundlage von allem, es muss an den Reiter und an das Geritten-werden gut gewöhnt sein, es sollte für das Pferd nichts Besonderes sein. Die Zeitdauer, um dies zu erreichen, ist von Pferd zu Pferd verschieden. Manche haben das im Handumdrehen verstanden und saugen alles auf wie ein Schwamm, andere brauchen lange Zeit und viele Wiederholungen dafür. Aber, wie an anderer Stelle schon gesagt: Geduld zahlt sich aus. Auch bei diesen Pferden.


Pferde sind aber auch pingelig, oder: Der Teufel liegt im Detail

Dass Pferde auf jedes Detail im Verhalten ihres Menschen achten und immer wieder mal fragen, ob Regeln noch gelten, sie sich also sicher und gut aufgehoben fühlen können, hat mir daletzt mein Nachwuchspony wieder deutlich vor Augen geführt: Ich habe es ihr durchgehen lassen, dass sie beim Betreten des Reitplatzes an mir vorbeigerumpelt ist, sich  umgedreht und dabei halb um mich gewickelt hat. Damit hat sie mir zwar einerseits gesagt, dass sie verstanden hat, dass sie sich umdrehen muss, damit ich das Tor schließen kann. Aber andererseits hat sie es auf so rüpelhafte Weise getan, dass sie damit Grenzen überschritten hat. Die Rechnung dafür, dass ich ihr dies durchgehen ließ, kam sofort: Sie war bei der Bodenarbeit unkonzentriert und wollte mich schieben und bedrängen, es war, als ob wir einen Ringkampf ausfochten. Bis ich doch energisch einschritt und sie auf ihren Platz verwies wie einen zu groß geratenen Hund. Im selben Moment war es, als ob sich bei ihr ein Schalter umlegte. Sie benahm sich, begann mitzuarbeiten und wurde entspannt und zufrieden. Erst dann konnte sie die Arbeit genießen. Was mir das Pony da vor Augen führte, gilt für jedes Pferd. Wird ein Detail nicht geklärt, sei es beim Reiten oder im Umgang, baut sich das immer weiter auf. Es gibt Pferde, die werden dann sehr vehemet und das Reiten wird dann irgendwann zur Glückssache, aber es gibt auch Pferde, die werden dann eher stur. Es lohnt sich also auf jeden Fall, sich ein bisschen Detailverliebtheit von seinem Pferd abzuschauen. Aber warum sind Pferde bloß so pingelig ? Sie sind Flucht-und Beutetiere. Und wenn der Herdenchef und die Leitstute nicht die Lage im Blick und einen Plan haben, dann überlebt die Herde nicht lange. Auch in der Herde selbst müssen die Strukturen klar sein, damit die Gruppe funktioniert.  Für Pferde ist es also überlebenswichtig, auf kleine Zeichen zu achten, gut miteinander zu kommunizieren. Und das verlangen sie auch von ihren Menschen.


Pferde sind nicht aus Gummi

Pferde sind wahre Bewegungskünstler. Was sie in der Hohen Schule unterm Sattel zeigen oder in freier Wildbahn, das ist beeindruckend. Aber es sind alles Bewegungen, die dem Pferd aufgrund seiner Anatomie gegeben sind und es absolviert sie in einer Haltung, die ihm nicht schadet. Nur unterm Reiter werden von Pferden gerne Bewegungen verlangt oder Körperhaltungen, die anatomisch kaum möglich sind oder die das Pferd aufgrund seines Trainingszustandes nicht in der Lage ist, auszuführen. Beispielsweise wenn es mit der Nase hinter der Senkrechten ist, sich fast in die Brust beißt, das Genick eng und fest ist und es dann aber schwungvoll traben oder galoppieren soll. Kommt es dann nicht vorwärts, rennt sozusagen in den Boden, wird es noch gescholten. So etwas zu sehen macht mich traurig. Anatomisch schwer möglich ist es beispielsweise auch, im Pass oder Tölt einen Kreis oder eine Ecke zu reiten. Nicht umsonst werden dafür Ovalbahnen eingesetzt. Klar, das Pferd bekommt es irgendwie hin, aber es tut ihm nicht gut und führt bald zu Rückenproblemen und Gelenkverschleiß. Der wird dann auf alles möglich geschoben, aber nicht auf falsches Reiten. Anspruchsvoll ist es auch, eine Acht im Trab oder Galopp zu reiten. Das Pferd zu bestrafen, weil es diese Lektion nicht kann, ist wenig zielführend. Da sollte der Reiter in sich gehen und sich überlegen, ob er das Pferd gut genug vorbereitet hat. Ich nehme da gerne den Vergleich zum Spagat beim Menschen. Stellen Sie sich vor, jemand kommt und verlangt von Ihnen den Spagat. Vielleicht übt er mit Ihnen zwei oder dreimal. Aber dann muss es klappen. Wenn nicht, werden sie mit Gewalt dahin gedrückt (Hilfszügel) oder gar geschlagen. Fühlen Sie sich da wohl? Wollen Sie mit so einem Menschen noch zusammenarbeiten ?  Oder fänden Sie es nicht doch schöner, wenn Sie regelmäßig den Spagat üben dürften, für Fortschritte gelobt würden, so dass Sie selbst Lust haben, sich zu verbessern, bis es schließlich klappt?


Geduld zahlt sich aus

Ich weiß, Geduld steht nicht gerade hoch im Kurs. Alles muss sofort gelingen.  Damit nehmen sich Pferdebesitzer aber die Chance, zu erleben, wie ihr Pferd sich über einen längeren Zeitraum  entwickelt, seine körperlichen und geistigen Möglichkeiten stetig erweitert und wie schön es ist, diesen Weg gemeinsam zu gehen – natürlich wird da auch mal eine Sackgasse, ein Unweg oder eine Nebenstraße dabei sein, solange man den Hauptweg nicht aus dem Blick verliert. Dieser Gedanke kam mir, als ich vor einiger Zeit durch Zufall ein Pferd bei der Bodenarbeit beobachtete, das ich die Freude habe, seit einigen Jahren zu begleiten. Ich sah ein Pferd, das in völlig gelöster Bewegung am Seil kurz vor den ersten Schritten zur Piaffe war. Die Trabtritte waren schon fast auf der Stelle, taktrein und der Rücken hob und senkte sich. Das Pferd war dabei entspannt bei der Sache, keine Spur von Stress. Seine Besitzerin beendete dann die Arbeit und es war schön zu sehen, wie sehr beide miteinander in Kontakt standen, was für eine gute Beziehung sie haben. Vor einigen Jahren, es mögen vier gewesen sein, sah das völlig anders aus: Ein Pferd mit durchängendem Rücken, ohne Muskulatur, ein großes Fragezeichen im Gesicht. Das Pferd war kurz davor, von Menschen nichts mehr wissen zu wollen. Seine Menschen waren nicht weniger verzweifelt. Hatten sie doch dieses Tier von einer Profireiterin als voll ausgebildet gekauft. Es war abzugeben, da es nicht die gewünschte Leistung brachte, wie es hieß. Doch reiten war kaum möglich, das Pferd rannte eigentlich immer nur davon. An Ausreiten war kaum zu denken, er ging eher ungern vom Hof. Doch die Besitzerin gab nicht auf. Sie fing nochmal bei null an, suchte sich Unterstützung, die zu ihr passte, bei der sie sich wohlfühlte, denn es war klar, dem Pferd wird nicht noch mehr Gewalt angetan. Geduldig wurde es dem Pferd ermöglicht, psychisch und körperlich nochmal neu anzufangen. An manchen Stellen verharrten sie länger, nur um dann plötzlich große Fortschritte zu machen. Aus dem verzweifelten Tier ist inzwischen ein geistig reifes Pferd mit großen körperlichen Möglichkeiten geworden: Er liebt lange Ausritte, erschreckt sich vor nichts, bei der Arbeit auf dem Platz entdeckt er zunehmend sein Dressurtalent. Seine Augen sind klar und groß und er ist den Menschen freundlich zugewandt, mehr als angenehm im Umgang. Dabei hat er auch Witz, er weiß genau, wie er seine Menschen erzieht. Und seine Menschen freuen sich, diesen Weg gemeinsam gegangen zu sein, nicht aufgegeben zu haben. Und ihr Weg ist noch lange nicht zuende.


Mach mal Pause!        

Das Thema „Pause“ ist ja vielbeschrieben und vieldiskutiert. Meist geht es dabei um die kurzen Pausen während des Trainings oder die lange Pause, wenn das Pferd auf der Sommerweide steht und für einige Zeit sozusagen Urlaub hat. Doch auch im Alltag, selbst mitten im Training oder in der Turniersaison braucht ein Pferd Auszeiten, um geistig und körperlich gesund zu bleiben – und das wird oft nicht gesehen. Spätestens dann, wenn ein Leistungsabfall bemerkt wird oder das Pferd sein Verhalten ändert, unwillig und schreckhaft wird, ist es dringend Zeit für eine Auszeit.  Sonst können körperliche Symptome folgen. Auf der körperlichen Ebene tun dem Pferd ein, zwei Tage Pause pro Woche gut, denn Muskulatur wächst nur in der Ruhephase. Auch Sehnen und Knochen brauchen diese Ruhezeit, um sich an Belastungen anzupassen. Auf der geistigen Ebene schützen Pausen vor Überforderung und sie fördern noch dazu den Lernfortschritt. Das Pferd hat Zeit, neue Lektionen zu verarbeiten, so dass sie danach abrufbar sind. Vor allem bei der Ausbildung junger Pferde ist das hilfreich. Natürlich ist so eine Pause nur sinnvoll, wenn sie mit freier Bewegung auf der Wiese oder einem großen! Paddock in Gesellschaft anderer Pferde verbracht wird. Wer sein Pferd in Boxenhaltung hat, der kann aber mit entspannten Spaziergängen an der Hand dem Tier etwas Gutes tun, sozusagen eine bewegte Pause. Ebenso kann für ein Pferd, das neu gekauft wurde, eine Pause auch durchaus von mehreren Wochen gut sein.  Meist findet sich ja so ein Pferd in einer völlig neuen Situation wieder: Ortswechsel neue Lebensbedingungen und neue Menschen bedeuten sehr viel Input für das Pferd. Das muss alles verarbeitet werden. Nicht jedes Pferd verkraftet es, dann sofort ins Training genommen zu werden. Bei einer Pause auf der Wiese kann es sich dann in Ruhe eingewöhnen und ist dann bereit, den neuen Alltag aufzunehmen.


Immer „müssen“ wir etwas tun

Das Wort „müssen“ verwenden wir so häufig, dass wir es schon gar nicht mehr merken. Ich „muss“ noch einkaufen, ich „muss“ noch arbeiten, noch dies, noch das, noch jenes. Leider wird es auch in Zusammenhang mit unserem Freizeitpartner Pferd gerne verwendet. Da „muss“ noch Futter gerichtet, geritten, die Box gemistet werden und vieles mehr. Doch dieses Wort löst in uns – unbemerkt - einen negativen Stress aus und der wiederum verändert unsere Energie und Ausstrahlung ins Negative. Und genau das ist dann die Botschaft, die wir dem Pferd vermitteln. Und dann wundern wir uns, warum das Pferd in der Reitbahn oder im Gelände nicht so entspannt ist, wie wir es gerne hätten. Wenn man spürt, dass man wieder in dieser „muss-Schleife“ feststeckt, dann sollte man sich besser fünf Minuten hinsetzen, durchatmen und sich überlegen, was ist jetzt wirklich ein „Muss“ und was ist eher ein Privileg: Ich darf jetzt reiten und mich um dieses Lebewesen kümmern. Schließlich ist es eine Freude, mit ihnen Zeit zu verbringen. Übrigens „müssen“ wir auch beim Reiten nichts. Wir dürfen vielmehr alles, was uns und dem Pferd guttut. Aber das soll ein anderes Mal vertieft werden.


Fasst eure Pferde an!

Mein junges Pony lehrt mich immer wieder, wie wichtig es ist, sein Pferd anzufassen. Damit meine ich nicht, irgendwie streicheln, sondern bewusst mit den Händen den Pferdekörper abzustreichen und hinzufühlen: Sind Stellen heiß oder kalt, sind da kleine Schwellungen oder fühlt sich die Haut an wie Sandpapier, hart und schlecht durchblutet? Sind Gelenke geschwollen, gibt es kleine Wunden? Haben sich Gallen gebildet? Oder reagiert das Pferd gar unwillig auf die Berührung? Damit lassen sich „Baustellen“ schon erkennen, bevor sie zu wirklichen Problemen werden: Bei meiner Kleinen waren es zu Beginn ihrer Ausbildung die Schultern, die brettfest waren. So konnte ich daran arbeiten, sie zu lockern und beweglich zu machen. Noch ein Beispiel: Kleine Schwellungen in der Sattellage, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, deuten darauf hin, dass der Sattel eventuell sogar im Zusammenspiel mit dem Reitergewicht, nicht richtig sitzt. Wenn man sein Pferd bewusst anfasst, kann man das beheben, bevor das Pferd beim Satteln oder Reiten auffällig wird. Und noch ein kleiner Bonus: Dieser Moment der bewussten Berührung, den man dem Pferd und sich schenkt, verbessert auch die Beziehung zueinander.


Mehr vom Gleichen oder „der Gaul muss laufen“

Daletzt wurde mir erzählt, wie froh eine Neu-Pferdebesitzerin war, dass sie mit ihrem neuen Pferd langsam angefangen hat – mit Spaziergängen. Das habe nach wenigen Wochen ihre Beziehung so sehr gefestigt und dem Pferd so viel Vertrauen gegeben, dass es jetzt in großen Schritten lerne. Und die Pferdebesitzerin fügte noch hinzu, wie froh sie war, auf ihr eigenes Gefühl gehört zu haben und nicht auf das, was andere ihr sagten. Denn wenn man mit seinem Pferd langsam tut, ganz ohne Drama und Action, dann wird man schnell belächelt oder für ein bisschen dumm gehalten – doch irgendwann heißt es dann „hast Du aber ein braves Pferd“. Was hat man denn gewonnen, wenn man ein Pferd, dass körperlich und seelisch aus dem Gleichgewicht geraten ist, immer weiter mit dem triezt, womit es doch offensichtlich nicht zurecht kommt, immer mehr vom Gleichen obendrauf packt? Das kann das Reiten an sich sein oder bestimmte Lektionen, das kann im Umgang alles Mögliche sein, vom beißen beim Putzen bis zum losreißen beim führen. Der Mensch begibt sich dann mit seinem Pferd in eine Spirale aus immer mehr Druck und Stress, auf den das Pferd mit immer mehr Abwehr reagiert.  Macht das noch Freude? Ich denke nicht.  Aber es verlangt Nachdenken und immer wieder neu ansetzen, um herauszufinden, was da schief läuft, und um einen Weg zu finden, den Pferd und Mensch miteinander gehen können. Mein Nachwuchs-Pony macht mir dies jeden Tag aufs neue deutlich. Wie oft setze ich  neu an, wiederhole Dinge, gebe ihr Pausen. Wenn ihr etwas schwer fällt oder gar Stress bereitet, dann nähere ich mich dem Ziel wieder aus einer anderen Richtung, kombiniere Dinge, die sie gut kann mit dem, was ihr schwer fällt. Wichtig ist stets, dass wir beide uns wohl fühlen und miteinander im Gespräch bleiben.  


Wer bewegt hier wen ?

Die Arbeit in den Dualgassen ist ja sooooo anstrengend.

„Weiche nicht aus“, sagt mir meine Reitlehrerin immer wieder mal, wenn das Pony bei der Arbeit am Seil  die Hand wechseln soll und dazu vor mir wenden muss. Meine Große testet da gerne mal, wie nah sie mir dabei kommen kann. Und was mache ich? Ich gehe eins, zwei Schritte rückwärts. Im selben Moment ärgere ich mich dann auch schon über mich selbst, dass mich das Pony mal wieder ausgetrickst hat. Ich sehe sie förmlich in sich hineingrinsen. Oder sie testet, übrigens meist ganz unmerklich, ob sie mich mit ihrer Schulter wegschieben kann. Denn so legen Pferde fest, wer das Sagen hat, wer führen darf. Denn Führen ist in der Pferdewelt ein Privileg, das verdient sein will. Und dann kommt da so ein Mensch und behauptet, er  sei  der Chef. Die einzige Qualifikation ist, dass er ein Mensch ist. Sehr oft klappt das ja auch, ich habe schon Kinder gesehen, die waren völlig unbefangen und echte Führungstalente. Aber gerade uns Erwachsenen, die wir keine Profireiter sind, die 24 Stunden am Tag mit Pferden zu tun haben, fällt es manchmal schwer, klar und standhaft zu bleiben. Im schlimmsten Fall verliert das Pferd dann mit der Zeit das Vertrauen zu seinem Menschen, wenn es nach Führung gefragt hat, aber nie eine Antwort kam. Dann gilt das Pferd auf einmal als "schwierig". Dabei hat es nur auf seine Fragen nie die richtigen Antworten bekommen.  Aber wenn man in der Lage ist, zu erkennen, wann das Pferd nach Führung fragt, dann seine Position  zu halten und zwar nicht nur körperlich, sondern auch gedanklich, beispielsweise, wenn man eine Lektion reitet oder im Gelände an einer „Gruselsituation“ vorbei muss, dann gewinnt man viele Pluspunkte bei seinem Pferd. Aus einem „Rüpel“ wird dann plötzlich ein super feiner Partner. Und wenn man diese Basis mal erarbeitet hat, dann kann man sehr schnell darauf aufbauen. Sich dies bewusst zu machen und immer wieder an sich zu arbeiten, ist absolut lohnend.



Vom Schmerz

Daletzt habe ich in einer Fachzeitschrift einen Text gelesen, der mir zu denken gegeben hat. Es ging um das Thema „Schmerz“ beim gerittenen Pferd. Klar, jeder Reiter weiß, wenn das Pferd lahmt, dann muss es irgendwo Schmerzen haben. Auch ist weithin bekannt, dass Pferde als Flucht- und Beutetiere ungern Schmerz zeigen – natürlich gibt es auch hier Ausnahmen. Aber üblicherweise als Widersetzlichkeit abgetan wird das sogenannte Einrollen, oder mit dem Schweif schlagen, steif dahin kriechen oder Schreckhaftigkeit. Auch beißen beim Satteln oder ähnliches wird eher als Widersetzlichkeit abgetan. Oder es heißt gleich „der macht es halt so“. Tierärzte in England – Studienführerin war Dr. Sue Dyson - haben aber herausgefunden, dass auch hinter diesen Verhaltensweisen Schmerz stecken kann. Sie hatten schon vor Jahren ein „Ridden Horse Pain Ethogramm“ entwickelt und nun in einer Studie mit 60 Sport- und Schulpferden überprüft, von denen die Reiter annahmen, sie arbeiteten normal. Die Studie wurde 2019 veröffentlicht. (Nachzulesen unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7341225/). Das erschreckende Ergebnis: 73 Prozent der Pferde waren im Grunde lahm und hatten Schmerzen, zeigten dies aber nur durch Verhaltensweisen wie Kopfwerfen, Schweifschlagen, verhaltener Gang – alles Dinge, die üblicherweise als Widersetzlichkeit abgetan werden und eher zu Maßnahmen wie einem schärferen Gebiss, Hilfszügeln, Sporen etc führen. Diese Studie sollte eigentlich ein Weckruf für alle Reiter sein, sich mehr Gedanken über dieses Lebewesen zu machen, das ihnen anvertraut ist und für dessen Wohlergehen sie verantwortlich sind. Natürlich ist das schwer und es wird immer wieder doch passieren, das eine Schmerzäußerung übersehen wird. Aber wenn man dem Pferd zuhört und es nicht noch bestraft, weil es versucht hat, dem Reiter mitzuteilen, dass es sich unwohl fühlt, dann ist schon viel gewonnen. 


„Nein“       

 Instinktiv rufen wir Menschen „Nein“ oder „Nicht“ oder auch „lass das“, wenn irgendetwas geschieht, was in diesem Moment unerwünscht ist. Auch unseren Pferden gegenüber tun wir das gerne.  Und wundern uns,  wenn das Pferd weiter zappelt. Je verzweifelter wir Nein rufen, desto weniger wird das Pferd reagieren. Wir vergessen gerne, dass Pferde, so wie sie es auch untereinander tun, auf unsere Körperhaltung, Muskelspannung und Ausstrahlung reagieren. Was vermitteln wir wenn wir Nein rufen? Eigentlich nichts, womit ein Pferd etwas anfangen könnte. Wir möchten, dass das Pferd stehen bleibt und seinen Huf gibt. Was hindert uns daran, ihm genau dies zu sagen, die Bitte in Worte zu fassen und uns zu seinem Huf zu beugen? Tun wir genau das, ist uns die Aufmerksamkeit des Pferdes schnell sicher: „Aha, mein Mensch will was an meinen Hufen.“ Genauso ist es mit dem still stehen und vielen anderen Dingen. Es braucht manchmal ein bisschen Zeit, aber wenn man sich deutlich ausdrückt, dann wird das schon.Dieses Anweisungen und Emotionen in Worte zu fassen hilft mir jeden Tag bei meinen Ponies. Egal, ob ich sie bitte, einen Schritt zur Seite zu treten, damit ich den Auslauf kehren kann oder wenn ich möchte, dass die Kleine langsamer geht – wenn ich mich klar äußere, dann können sie folgen.